Ach herrje, schon wieder - Für einen gelasseneren Umgang mit Covid 19
von Emil Schmidt

»Sind Sie geimpft?« Wohlwissend, welche Impfung gemeint ist, bin ich doch versucht zu fragen: »Natürlich bin ich geimpft. Welche Impfung meinen Sie denn?«
Ja, ich habe mich impfen lassen. Ich habe mich dabei möglichst wenig von dem »Lärm da draußen« leiten lassen. Meine Haltung ist bis heute, weder für noch gegen das Impfen zu sein. Es sind letztlich zwei Gründe gewesen, die mich zu einer mRNA-Impfung, was Covid19 anbelangt, geführt haben:
- Zum einen ganz praktisch. Ich habe keine Lust, bei Kulturveranstaltungen wie Konzerten, Kino oder was weiß ich mich jedes Mal mit einem Antigen-Schnelltest vorab zu versorgen.
- Zum anderen ist mir klar geworden, dass ich anderen Menschen, wie zum Beispiel Freunden und Bekannten mit Kindern, keine zusätzliche Angst machen möchte. Ich selbst bin recht gelassen, was den Virus anbelangt. Die Angst zu verstärken bei Menschen, die aus welchen Gründen auch immer ängstlich sind, das will ich nicht noch befördern.
Der Beschluss der Bundesregierung und der Bundesländer, ab 11. Oktober 2021 die Schnelltests nicht mehr kostenlos durchführen zu lassen, irritiert mich. Da stimmt etwas nicht.
- Ein Blick auf diejenigen, die sich bisher oder überhaupt nicht impfen lassen möchten:
Die Überlegungen und Argumente der Impfgegner sind mir manchmal nachvollziehbar, manchmal überhaupt nicht. Da gibt es viel Kampf dagegen, ja sogar Wut und Hass. Bei solch einer emotional aufgeladenen Situation hilft der Verstand und die damit einhergehende Aufklärung wenig bis nichts. Ich möchte weiterhin, dass der Zugang zu bestimmten Veranstaltungen für auch, dass solch ein Antigen-Schnelltest weiterhin kostenlos ist.
Warum?
Was würde es uns alle kosten, den Schnelltest weiterhin kostenlos zu machen?
Ich habe mir die Daten des Robert-Koch-Instituts bis Ende August 2021 hinsichtlich der wöchentlichen Schnelltests angeschaut. Knapp 700.000 sind es aktuell, ab Mitte Mai 2021 fast kontinuierlich abnehmend, die letzte Augustwoche wieder steigend.
Ich habe bei der örtlichen Apotheke nachgefragt: Für einen Antigenschnelltest bekommen diese augenblicklich 12,50 €. Ich rechne mal grob mit 500.000 bis 1.000.000 Schnelltest pro Woche. Auf das Jahr hochgerechnet sind das zwischen gut 300 und knapp 700 Millionen €. Das würde uns als Menschen im Staat Deutschland jährlich der Schnelltest kosten, wenn wir ihn kostenlos halten.
Wiederum: Ich kann Menschen verstehen, die sich nicht impfen lassen. Mit manchen dahinterstehenden Haltungen bin ich überhaupt nicht einverstanden. Jedoch ist es etwas anderes, auf diese Menschen einen Druck um die Ecke auszuüben und damit die Wut, den Zorn und eben auch den Hass nur noch zu verstärken. Freiheit ist halt immer die Freiheit des Andersdenkenden. Das Merkmal von Demokratie ist weniger die Beschlussfassung einer Mehrheit, sondern der daraus folgende Umgang mit der Minderheit. Wenn für bestimmte Situationen ein weiterhin kostenloser Schnelltest Pflicht ist und bleibt, ist ein Schaden für die Mehrheit mehr als begrenzt.
Menschen mitzutragen, auch wenn sie noch so abwegige Gründe für ihr Verhalten haben mögen, das möchte ich weiterhin tun, auch wenn es mir persönlich schwerfällt. Doch das darf für mich kein Argument sein. Denn der »Haltungsschaden« für die innere Bandbreite einer demokratischen Kultur, der kann sehr groß sein und davor habe ich Sorge.
Hunderte von Milliarden sind schon in Coronahilfen geflossen. Zig Milliarden werden in die Unterstützung für das fliesen, was durch die sommerlichen Überschwemmungen geschehen ist. Das ist gut so. Was ist das im Vergleich zu der grob überschlagenen Summe für ein Beibehalten der kostenlosen Schnelltests? Die Solidargemeinschaft wird diese im Verhältnis zu den erwähnten Summen locker übernehmen können.
Ich lebe in einem Staat, in dem es zum Beispiel eine Krankenversicherung auf Solidarbasis gibt. Ein Raucher mit Lungenkrebs, eine Herzinfarktpatientin, ein verunglückter Raser auf der Autobahn oder sonstige schwere Verletzungen werden von uns allen mitbezahlt. Es wäre möglich, jedoch von der großen Mehrheit wohl nicht akzeptiert, wenn solche Krankheiten nicht einfach als ein Schicksalsschlag gesehen würden, sondern als Ursache einer nicht gerade stimmigen Lebensweise. Jede und jeder hätte dann für seine Lebensweise selbst die Verantwortung zu tragen. Ich selbst darf mich an die eigene Nase oder besser gesagt an die entsprechenden Organe fassen. Ich habe nämlich nicht nur eine Erkrankung gehabt, die mir die Grenze zwischen Leben und Tod vor Augen geführt hat.
Die entsprechend großen Summen für meine Klinikaufenthalte hätte ich selbst aufbringen dürfen, wenn es nicht die Solidargemeinschaft gäbe. Von daher bin ich froh und dankbar, dass die Gesamtheit aller mich mitträgt. Gerade weil ich weiß, dass ich diese Krankheiten auch selbst mit erzeugt habe, in dem ich an bestimmten Stellen in meinem Leben nicht gut genug für mich gesorgt habe.
Ich gehe im Übrigen davon aus, dass es vielen trotz der Kostenlosigkeit auf Dauer zu lästig sein wird, sich wegen jedem gesellschaftlichen Ereignis einen Schnelltest holen zu müssen. So werden sich manche oder vielleicht sogar viele dann doch impfen lassen. Und wer nicht, das sollte o. k. sein in einem Staat wie Deutschland, wo vieles auf Solidarbasis läuft.
Ich bitte die Bund-Länder-Konferenz, ihren Beschluss vom 10. August 2021 hinsichtlich der kostenpflichtigen Corona-Schnelltests aufzuheben und diese weiterhin kostenfrei ab dem 11. Oktober 2021 zu ermöglichen.
Emil Schmidt, die Entscheidungshebamme
Kommentare
Kommentar von Christine Irtenkauf |
DANKE für die wundervolle Stellungnahme, der ich voll und ganz zustimme. Ich lebe seit Jahren "Gott sei Dank " sehr bewusst und gesund und bin mit Heil gesegnet und ich finde diese EntScheidung sollte jedem Einzelnen selbst überlassen werden. Ich plädiere für SelbstVerantwortung und SelbstBewusstSein, das bedeutet für mich Freiheit und schenkt meinem Herzen den notWendigen Frieden, den es für mich und ein ganzheitliches Leben braucht. GLG Christine